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3.10 Eigenwerte

1. Definition: Eigenwert und Eigenvektor

1.1 Lineare Abbildung Φ:VV

Sei V ein K-Vektorraum und Φ:VV eine lineare Abbildung.

  • Ein Skalar λK heißt Eigenwert von Φ,
    falls es mindestens einen von Null verschiedenen Vektor vV gibt,sodass Φ(v)=λv.

  • In diesem Fall nennt man v einen Eigenvektor (zugehörig zu λ).

1.2 Matrizendarstellung

Für den Fall einer Matrix AKn×n (also einer linearen Abbildung ΦA in Kn) bedeutet das:

  • λ ist Eigenwert von A, falls es ein x0 in Kn gibt mit Ax=λx.
  • Ein solcher x heißt Eigenvektor (bzgl. λ).

Beispiel
Betrachte A=(322102001) in K3×3.

Man kann nachrechnen, dass A(121)=(121).

Daraus folgt λ=1 als Eigenwert, und (1,2,1)T ist der zugehörige Eigenvektor.

2. Charakteristisches Polynom

Um Eigenwerte zu finden, betrachtet man die charakteristische Gleichung: det(AλIn)=0.

Dieses Polynom in λ, pA(λ)=det(AλIn), heißt charakteristisches Polynom von A.

Jeder λK, der diese Gleichung löst, ist Eigenwert von A.

Beispiel

Für A=(3001)det(AλI2)=det(3λ001λ)=(3λ)(1λ).

Die Nullstellen sind λ=3 und λ=1.
Das bedeutet, A hat zwei Eigenwerte: 3 und 1.

3. Eigenräume

Für einen Eigenwert λ nennt man Eλ={xKn:x0,Ax=λx}{0} den zugehörigen Eigenraum.

Formal lässt sich das auch als ker(AλI) schreiben, d. h. die Nullstelle der linearen Abbildung (AλI).

4. Beispiel: 2×2-Matrix mit Lösungsweg

Wir möchten die Eigenwerte und Eigenvektoren bestimmen.

Nehmen wir A=(1445).

4.1 Charakteristisches Polynom

det(AλI)=det(1λ445λ)=(1λ)(5λ)(44).

Rechnen wir das aus:

=(1λ)(5λ)16=(5λ+5λ+λ2)16=λ2+(5λλ)+(516+1)

Vorsichtig zusammenfassen:

=λ2+(4λ)+(5+116)=λ2+4λ20.


Also det(AλI)=λ2+4λ20.

Wir setzen dies gleich 0: λ2+4λ20=0.

4.2 Lösen der Quadratischen Gleichung (p-q-Formel)

  • Manchmal sagt man pq-Formel.
  • Übliche „Mitternachtsformel“ ist: λ=b±b24ac2a, wenn λ2+bλ+c=0.

In unserem Fall: a=1, b=4, c=20.

Also:

λ=4±4241(20)21=4±16+802=4±962=4±1662=4±462.λ1=4+462=2+26,λ2=4462=226.

4.3 Eigenvektoren bestimmen (via LGS)

Zu λ1=2+26 lösen wir (Aλ1I)x=0:

Aλ1I=(1λ1445λ1).

Setze

(1λ1445λ1)(x1x2)=(00).

Meist führt eine Zeile schon zur linearen Beziehung zwischen x1 und x2. Man wählt x1=1 (oder eine andere Konstante), um x2 daraus abzuleiten.
Auf diese Weise erhält man einen Eigenvektor (x1x2).

Analoger Ablauf für λ2. Man setzt λ2=226 und löst wieder (Aλ2I)x=0.