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3.5 Lineare Abbildungen

Definition: Lineare Abbildung

Seien V und W zwei Vektorräume über demselben Körper K.

Eine Abbildung Φ:VW heißt linear, wenn sie die folgenden Bedingungen für alle a,bV und alle αK erfüllt:

  1. Additivität
    Φ(a+b)=Φ(a)+Φ(b),
  2. Homogenität
    Φ(αa)=αΦ(a).

Ist Φ zusätzlich bijektiv, so heißt Φ ein (Vektorraum-)Isomorphismus, und man sagt, V und W seien isomorph.

Beispiel

Aufgabenstellung

  1. Zeige, dass die Abbildung
    Φ:R3R4,(x1,x2,x3)T(x2,x1+x2,x2+x3,x3)Tlinear und injektiv, aber nicht surjektiv ist.
  2. Finde (oder widerlege die Existenz) einer surjektiven linearen Abbildung, die nicht injektiv ist.
Additivität

Seien a=(a1,a2,a3)T,b=(b1,b2,b3)TR3. Dann

Φ(a+b)=Φ(a1+b1,a2+b2,a3+b3)=(a2+b2(a1+b1)+(a2+b2)(a2+b2)+(a3+b3)a3+b3).

Durch geeignetes Gruppieren lässt sich das als Summe von Φ(a) und Φ(b) hinschreiben:

=(a2a1+a2a2+a3a3)+(b2b1+b2b2+b3b3)=Φ(a)+Φ(b).

Homogenität

Seien αR und a=(a1,a2,a3)TR3. Dann

Φ(αa)=Φ(αa1,αa2,αa3)=(αa2αa1+αa2αa2+αa3αa3)=α(a2a1+a2a2+a3a3)=αΦ(a).

Damit ist Φ additiv und homogen, also linear.

Injektivität

Φ ist injektiv, wenn Φ(a)=Φ(b) immer nur eintritt, wenn a=b. Prüfen wir das:

  • Angenommen Φ(a)=Φ(b).
  • Schreibe a=(a1,a2,a3)T und b=(b1,b2,b3)T.
  • Dann

(a2a1+a2a2+a3a3)=(b2b1+b2b2+b3b3).

Also gelten die vier Gleichungen:

a2=b2,a1+a2=b1+b2,a2+a3=b2+b3,a3=b3.

  • Aus a2=b2 und a3=b3 folgt sofort a2+a3=b2+b3. Das ist konsistent mit der dritten Gleichung.
  • Die zweite Gleichung liefert a1+a2=b1+b2. Da a2=b2, folgt a1=b1.

Damit ist a=b.

Also Φ ist injektiv.

Nicht surjektiv

Um Nicht-Surjektivität zu zeigen, genügt ein Gegenbeispiel: Wir finden ein yR4, für das es kein xR3 mit Φ(x)=y gibt.

  • Betrachte z. B. y=(1,1,1,1)TR4.
  • Angenommen, es gäbe x=(x1,x2,x3)T mit Φ(x)=y. Dann müsste

Φ(x)=(x2x1+x2x2+x3x3)=(1111).

Daraus folgen: x2=1,x1+x2=1,x2+x3=1,x3=1.
Insbesondere aus x2=1 und x3=1 folgt x2+x3=2.

Aber nach obiger Bedingung sollte x2+x3=1. Widerspruch!
Daher existiert kein Urbild für (1,1,1,1)T.

Also ist Φ nicht surjektiv.

Surjektiv, aber nicht injektiv?

Für den zweiten Teil der Übungsaufgabe solltest du prüfen, ob es beispielsweise eine lineare Abbildung Ψ:R2R2 gibt, die zwar surjektiv, aber nicht injektiv ist.

  • Falls Ψ linear und surjektiv ist, bedeutet das, dass das Bild (Erzeugnis) ganz R2 ist.
  • Für lineare Abbildungen zwischen Räumen gleicher Dimension gilt: Surjektiv Injektiv Isomorphismus.
  • Um ein Gegenbeispiel zu finden, brauchst du ungleich-dimensionale Räume (z. B. R2R) oder eine größere Dimension im Zielraum.

Je nach Aufgabe kann man zeigen, dass etwa Ψ:R2R,(x,y)Tx+y

surjektiv (jedes reelle Ziel kann getroffen werden) ist, aber nicht injektiv (Ψ(x1,x2)=Ψ(y1,y2) kann passieren mit (x1,x2)(y1,y2)).

Fazit

  • Eine lineare Abbildung erhältst du, wenn Additivität und Homogenität gelten.
  • Ein linearer Isomorphismus ist eine bijektive lineare Abbildung. Zwischen Vektorräumen gleicher endlicher Dimension sind Surjektivität und Injektivität für lineare Abbildungen äquivalent.
  • Das vorgestellte Φ-Beispiel (R3R4) ist linear und injektiv, aber nicht surjektiv.
  • Möchte man ein Beispiel für surjektiv, nicht injektiv, wählt man meist eine lineare Abbildung, bei der dim(V)<dim(W) oder umgekehrt entsprechend.